Dokumentarfilm, 55 Min, Farbe, DV / Digi Beta, D 2013
Im Juni 2010 stirbt Tante Hilde im Alter von 90 Jahren. Bis zuletzt lebte sie selbständig in ihrem Reihenhäuschen, welches sie 1964 mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann bezogen hatte. Da die Tante selbst kinderlos blieb, fällt dem Neffen die Aufgabe zu, den Nachlass zu ordnen, den Haushalt aufzulösen, das Häuschen leer zu räumen.
Andreas Fischer, inzwischen Fotograf und Filmemacher, dokumentiert diesen Prozess in Fotografien und einem Dokumentarfilm.
Bevor der Haushalt aufgelöst wird, fotografiert er den verschwindenden Lebensraum der Tante im Detail. In streng komponierten Aufnahmen dokumentiert er die Ästhetik einer ganzen Generation, die sich verabschiedet. Und vereinzelt werfen die Fotografien in Nahaufnahmen ein Streiflicht auf die Geschichte des letzten Jahrhunderts. Wenn Fischer einen alten Küchenstuhl fotografiert, dessen brüchig gewordener Kunststoffsitzbezug mit einem Pflaster geflickt wurde, erzählt dies auch von der Mentalität einer Generation, die Krieg und Hunger erleben musste, einer Generation, die bis heute nichts verkommen lässt.
Das Entstehen dieser Fotoarbeiten hat Fischer filmisch dokumentiert, ebenso die anschließende Haushaltsauflösung im Sommer 2010, die sich parallel zur Fußballweltmeisterschaft abspielt. Tagsüber räumt Fischer das verlassene Haus aus. So entsorgt er hunderte von Tante Hilde sorgsam ausgespülte und im Keller ordentlich gelagerte Pflaumenmusbecher. Am Abend filmt er dann den Jubel der Zuschauer beim Public Viewing nach einem Tor der deutschen Mannschaft.
Archivaufnahmen zeigen die Tante in ihrem Häuschen vor Jahren, sie zeigen eine selbstbewusste, lebensfrohe, Dame voller Heiterkeit und Herzenswärme.
Mit diesem Doppelprojekt ist eine fotografische und filmische Meditation entstanden über Vergänglichkeit, Gleichzeitigkeit und überdauernde Zuneigung.
Die Fotoserie wurde in den letzten Jahren mehrfach in Ausstellungen präsentiert. Zu diesen Ausstellungen gab es zahlreiche Vorführungen des Dokumentarfilms. Diese hatten einen ganz besonderen Reiz, wenn sie in den Ausstellungsräumen stattfinden konnten, wie es im MUSEUM FÜR STADT- UND INDUSTRIEGESCHICHTE GESCHICHTE TROISDORF der Fall war. Die Zuschauer konnten im Dokumentarfilm verfolgen, wie die Fotografien entstanden, die sie an den Wänden umgaben.
Der Dokumentarfilm „Tante Hilde“ ist bei moraki kulturprodukte als DVD erhältlich.
Detailierte Informationen zum Doppelprojekt und die Bilder der Fotoserie finden sie hier:
(Verlinkung zum Beitrag TANTE HILDE FOTOSERIE)
Informationen zu den Ausstellungen und Fotos der Präsentationsräume finden Sie hier:
(Verlinkung zum Beitrag TANTE HILDE – Fotoausstellung)
Artikel von Andreas Helfer/REIN-SIEG-ANZEIGER zur Ausstellung 2014
Artikel von Dieter Krantz/RHEIN-SIEG-RUNDSCHAU zur Ausstellung 2014
Der Film TANTE HILDE kann über moraki kulturprodukte als DVD bezogen werden.